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Dabei bedeutet "Stress" nichts
anderes als ein "Missverhältnis zwischen wahrgenommenen
Anforderungen und verfügbaren Bewältigungsmöglichkeiten, aus dem eine
Bedrohung erwächst". Diese erfreulich einfache Formel zeigt auch
sofort die wesentlichen "Problemauslöser" und
"Lösungsansätze" auf:
1. Immer geht es um die von einem Menschen wahrgenommenen
Anforderungen (= Aufgaben, Belastungen, Pflichten usw.). Wer nichts
wahrnimmt bzw. sich nichts vorstellt, hat eher selten Stress. Viel Stress entsteht dadurch, dass zuviel
wahrgenommen bzw. angenommen wird. Die Betroffenen sehen in allem und jedem eine "Pflicht"
oder leiden ständig unter "Zeitdruck". Deshalb besteht eine der
Lösungen darin, zu überprüfen, ob es sich bei dem Vorgestellten
um
eine tatsächliche oder besonders dringliche Anforderung handelt, die sich
zudem speziell gegen den "Gestressten" richtet. Insbesondere
sollte man sich immer fragen, ob es sich nicht um selbstauferlegte
Anforderungen handelt, die man genau so eigenverantwortlich wieder
verringern kann.
2. Die zweite wichtige Strategie betrifft
die Frage, wie bedrohlich das wahrgenommene Missverhältnis überhaupt
ist. Oft zeigt sich bei genauer Überprüfung, dass die
Situation weder das Leben, noch die Gesundheit oder den Selbstwert bedroht. Oft ist die
"Gefahr" vor allem ein Versagen vor eigenen inneren Ansprüchen und das
Risiko, sich peinigenden Gewissensbissen aussetzen zu müssen. Letztere
sind oft nicht nachvollziehbar, wenn es sich um Anforderungen handelt, von
denen nichts Lebensentscheidendes abhängt (etwa, dass die Wohnung nicht
100 Prozent aufgeräumt ist). Hier besteht die Lösung darin, die Dinge
zurecht zu rücken (zu relativeren, vernünftigere Beziehungen
herzustellen).
3. Der dritte entscheidende Ansatzpunkt
besteht darin, die Bewältigungsmöglichkeiten des
"Gestressten" zu erweitern (dieser Schritt dürfte besonders
sinnvoll sein, da er ein Gefühl von Kompetenz, Sicherheit und
Selbstbewusstsein) vermittelt. Außerdem hilft er besonders dann, wenn die
Anforderungen von außen kommen. Beispiele sind
"Kommunikationsfertigkeiten", "Impulskontrolle" oder
Methoden, die den Körper in eine bessere Verfassung versetzen (wie
Entspannung oder Sport, Entwicklung von Genussfähigkeit und Phantasie).
Diese Methoden müssen mit realen Erfahrungen verbunden werden, damit sie
"in Fleisch und Blut übergehen". Eine sinnvolle Prüffrage
dazu, ob man unter Stress steht, lautet: "Habe ich die Situation
im Griff oder die Situation mich?".
4. Viele "Gestresste" glauben,
das erwähnte Missverhältnis dadurch korrigieren zu können, dass sie andere
Menschen zu einem bestimmten Verhalten zwingen. Dieser Ansatz ist
meist extrem energieaufwendig und daher eher geeignet, den
"Stress" zu steigern. Dennoch hat er sicherlich
mitunter seine Berechtigung, etwa wenn sich die "anderen"
rechtswidrig oder eindeutig missbräuchlich verhalten.
5. Die vorgenannten Beispiele erscheinen
vornehmlich "psychische" Anforderungen zu betreffen.
"Stress" im Sinne der erwähnten Diskrepanz entsteht aber genau
so gut auf körperlicher Ebene: Etwa wenn ein (durch Arbeit,
Schlafmangel, Krankheit usw.) erschöpfter Körper ohne Pause zu weiterer
Leistung angetrieben wird. Hier gilt es nach den gleichen Prinzipien
wieder ein gesundes Verhältnis zwischen Anforderungen und
Bewältigungsmöglichkeiten herzustellen. Bei dieser Form von Stress
nehmen die Betroffenen eher zu wenig (von ihrer eigenen Befindlichkeit und
ihren Grenzen) als zuviel wahr. Da Gefühle wichtige Rückmelder innerer
Zustände sind, geht es meist darum, Gefühle besser wahrnehmen und
nutzen zu lernen. Gefühle helfen uns, den gesunden Zwischenbereich
zwischen "stressiger" Überforderung und "tödlicher"
Langweile einzuhalten.
6. Das Gegenteil von "Stress"
lässt sich vielleicht am besten mit dem Begriff "Flow"
(engl. Fluss) beschreiben. Im Flow geht alles wie von selbst, fühlt man
sich eins (mit sich und der Umwelt), stimmt das Verhältnis von
Anforderungen und Bewältigungsmöglichkeiten, genießt man die eigene
Wirksamkeit (Erfolg) und ist alles im Takt. Manche beschreiben diesen
Zustand auch als "Kohärenz" oder "Konkordanz" (=
Einklang von Denken, Fühlen, Sprechen, Handeln und Interaktion).
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